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AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 25.06.2019


Belina - Music For Peace. AUFRUF ZUM CROWDFUNDING
Sharon Adler

Unterstützen Sie bis zum 24. September 2019 das Filmporträt über die als Nina Lea Rodzynek geborene jüdisch-polnische Sängerin Belina (1925-2006) auf www.startnext.com. Der Film ist als musikalische und kulturhistorische Zeitreise geplant. Während Belinas Geschichte erzählt wird, reflektieren Familienangehörige, Zeitzeugen, Journalist*innen und Künstlerinnen wie Nana Mouskouri, Giora Feidman, Joana Emetz, Sharon Brauner, Alexandra Marisa Wilcke, Djatou Touré, Katharine Mehrling und Jocelyn B. Smith Belinas Leben und Karriere.






Mit einem ganz besonderen Dokumentarfilm möchte Filmemacher Marc Boettcher (u.a. Alexandra, Bert Kaempfert, Gitte Haenning, Inge Brandenburg) das Augenmerk auf die universelle Sprache der Musik richten. Denn Musik verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Couleur miteinander und wird überall auf der Welt verstanden.



Im Mittelpunkt stehen Schicksal und Karriere der jüdisch-polnischen Sängerin Belina (1925-2006), die Boettcher noch persönlich kennenlernen durfte. Sie gilt mit ihrem vielseitigen, vor allem folkloristischen Repertoire als Brückenbauerin zwischen den Völkern und Kulturen. Die unweit von Treblinka geborene Nina Lea Rodzynek verlor zu Beginn des Zweiten Weltkriegs fast ihre gesamte Familie. Unter falschen Namen gelang der 16-Jährigen die Flucht nach Hamburg, wo sie als Zwangsarbeiterin in der Fabrik arbeiten musste. Von polnischen Landsleuten denunziert, kam sie ins KZ Fuhlsbüttel. Dort schnitt sie sich aus Todesangst ein Fingerglied ab und entging somit der Deportation. Vom Lazarett aus floh sie mit Hilfe eines Pastors nach Lübeck.

Nach dem Krieg ging sie zu ihrer Tante nach Paris und erhielt die franz. Staatsbürgerschaft. Mit jiddischer und russischer Folklore hatte sie unter dem Künstlernamen BELINA erste Erfolge. 1963 verhalf ihr der von Truck Branns gedrehte TV-Film "Belina - Porträt in Musik" zum internationalen Durchbruch. Gemeinsam mit dem Berliner Gitarristen Siegfried Behrend (1933-1990) reiste sie in den Folgejahren im Auftrag des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts um die Welt, mitunter in Regionen, an denen es nie zuvor Konzerte gegeben hatte oder die von politischen Unruhen erschüttert wurden. Sie trat in mehr als 120 Ländern auf und sang in 17 Sprachen. Trotz ihres erlittenen Traumas beschritt sie nach dem Krieg als "musikalische Diplomatin" den Weg der Aussöhnung und setzte sich für Toleranz und Gleichberechtigung zwischen Deutschen, Juden und den anderen Völkern dieser Erde ein.


Belinas langersehnte Rückkehr in ihre Heimat Polen erlebte sie jedoch als eine persönliche Katastrophe. Dort stieß sie auf Ablehnung und Unverständnis. Sie hatte ihre Heimat endgültig verloren. Sie zog zu ihrem Sohn nach Hamburg. Nach der Trennung von ihrem Gitarristen versuchte die Plattenindustrie Belina wieder - wie am Anfang ihrer Karriere - auf billige Schlager zu reduzieren. Das lehnte sie ab. Nach einem erfolglosen Comeback in den 80iger-Jahren verabschiedete sich Belina von der Bühne. Nach ihrem Tod 2006 fand sie auf eigenen Wunsch auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg ihre letzte Ruhe.

Die Zuschauer*innen erleben eine musikalische und kulturhistorische Zeitreise. Während Belinas Geschichte erzählt wird, reflektieren Familienangehörige, Zeitzeugen, Journalist*innen, unter ihnen Belinas Sohn Michel Rodzynek und Sharon Adler sowie die Künstlerinnen Nana Mouskouri, Joana Emetz, Sharon Brauner, Alexandra Marisa Wilcke, Djatou Touré, Katharine Mehrling und Jocelyn B. Smith Belinas Karriere, knüpfen Parallelen zu eigenen Lebenserfahrungen und gehen der Frage nach: Kann eine Wiederbelebung der erfolgreichen Folkwelle der 60er-Jahre erneut die Menschen zusammenführen?

Der argentinische Klarinettist Giora Feidman sagt dazu in Boettchers Film: "Love your enemies! - Wie können wir Bomben werfen und das zerstören, was uns wichtig ist? Wie können wir Menschen töten, die so sind wie wir selbst, anstatt einfach mit dem angeblichen Feind zu sprechen und friedlich zu einer Lösung zu kommen?"

Filmemacher Marc Boettcher: "Es ist verwunderlich und schwer, mit so einem Thema, das gerade heute in Zeiten von Kriegen, Rassismus, Flüchtlingsströmen und Rechtspopulismus von brennender Aktualität ist, Redakteure, Plattenfirmen und Filmförderer zu finden. Immer wieder hören wir, ´das Thema sei nicht kommerziell genug, damit könne man keine Quoten erzielen, die Protagonisten kennt niemand mehr´. Trotz aller Widerstände haben wir dennoch jedes Mal unsere Herzensprojekte am Ende realisieren können und ein dankbares Publikum gefunden. Und so versuchen wir es ab dem 24. Juni 2019 erstmals mit Crowdfunding, einer Form der Gruppenfinanzierung, wo jeder Betrag willkommen ist. Bei www.startnext.com können Sie uns unterstützen. Wenn das erste Fundingziel in Höhe von 30.000 € erreicht wird, steht dem Abschluss des Projekts nichts mehr im Weg. Wir können dank Ihnen einen Teil unserer Kosten decken, und jede/r erhält auf Wunsch ein Dankeschön."



BELINA - Music for peace
Filmporträt, Deutschland 2019, ca. 90 Minuten, Autor + Regie: Marc Boettcher, Kamera und Fotos: Oliver Staack, Schnitt: Marian Piper, Ton: Patrick Römer (Unisono Records), Producer: Regina Paul



Der Filmtrailer und weitere Infos unter: www.boettcher-film.de und www.facebook.com/belinarodzynek



Copyright der Fotos liegen bei MB-Film


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Beitrag vom 25.06.2019

Sharon Adler